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Das Informationsausbreitungsgesetz Die Entwicklung der Datenspeicherung und -ausbreitung
1. Die Theorie der Selbsterhaltung lebender Systeme als Projektion
Gängige universitäre sogenannte "Wissenschaft" ist sich ihrer Bewertungen oft nicht bewusst. So spricht sie von "Selbsterhaltung" als einem Prinzip, dem eine Selbstorganisation der Individuen zugeordnet wird. Das Verhalten von Individuen sei erklärlich als selbstorganisierend, es habe die Erhaltung des Organismus zum Ziel. Dieses Ziel werde durch Regelkreise mit negativer Rückkopplung erreicht.
Andererseits behaupten sie beispielsweise, Evolution habe kein Ziel.
Aber kommen wir zurück zur Selbsterhaltung der Individuen mittels Regelkreisen mit negativer Rückkopplung. Derartige lebende Systeme sind tatsächlich nur sehr kurzfristig selbsterhaltend. Der Mensch lebt vielleicht 80 Jahre. Unter Berücksichtigung der Zeit, die die Evolution (lebender Systeme) in Anspruch genommen hat, ein Klacks, ein Moment; bezogen auf die Entwicklung des Universums seit dem Urknall noch viel weniger. Hier also von "Selbsterhaltung" zu sprechen (was ich natürlich auch tue, man sehe sich nur meine Veröffentlichungen an), ist in Wahrheit ein Hohn. Allenfalls kann hier von vorübergehender Selbstentfaltung geredet werden.
Nun lebt ein Individuum natürlich nicht nur für sich - also für seine persönliche vorübergehende Selbsterhaltung - sondern es erzeugt (bei zweigeschlechtlicher Vermehrungsweise natürlich mit einem Partner) in der Regel weitere Individuen seiner Art, sogenannte "Kinder". Mit anderen Worten: es entlarvt die Wissenschaft der Lüge. Wenn die Selbsterhaltung das einzige Prinzip wäre, das das Verhalten lebender Systeme erklärt, wäre dieses Vermehrungsverhalten völlig unsinnig und überflüssig – es wäre reine Energieverschwendung! Zu seiner Selbsterhaltung benötigt kein Lebewesen ein Kind.
Da kommen dann kluge Wissenschaftler und erklären, dass diese Vermehrung den Sinn darin habe, die Art zu erhalten und die tatsächliche Übervermehrung den Verlust an Nachkommen durch die Selektion kompensieren soll.
Dabei machen sie wieder 2 Fehler: erstens haben sie nun die Selbsterhaltung der Art als Ziel im Auge, also ein Ziel, das sie selbst in die Natur hineininterpretiert haben. Woher sollte denn das Individuum wissen, dass seine Art zu ihrer Erhaltung mehr als zwei Nachkommen (bei zweigeschlechtlicher Vermehrung einer Zweiergemeinschaft) benötigt? Der Mensch könnte eventuell so etwas wissen, aber doch nicht der Frosch, der in seinem Leben Millionen von Eiern produziert (die Fröschin) und befruchtet (der Frosch). Keines dieser Individuen weiß etwas von seiner Art, die es angeblich zu erhalten gilt! Nur der unlogisch denkende Wissenschaftler interpretiert wieder etwas hinein in die Motivation des Verhaltens der Frösche, weil er von sich auf andere schließt, von sich auf den Frosch. Die Psychoanalyse nennt das "Projektion".
Die Überproduktion von Nachkommen, die nach Darwins Evolutionstheorie eine Voraussetzung der Evolution ist, ist einfach die Folge der Lust, die die Begattung macht, und sonst nichts. Der Frosch will seinen Spaß haben und deshalb bespringt er die Fröschin so oft er kann. Die Überproduktion von Nachkommen – auch im Menschenreich – ist Folge dieser Lust, Folge des Lusterlebens, das die Natur dem Individuum schenkt, wenn es für Nachkommen sorgt. Die Sorge, nämlich die Sorge um das Überleben des Nachwuchses, kommt dann anschließend. Hätten die Individuen das vorher gewusst, hätten sie womöglich auf die kurze Lust verzichtet. Selbst der Mensch jedoch, der das weiß, denkt gar nicht daran, auf Sex zu verzichten und produziert weiterhin einen globalen Überschuss an Nachwuchs. Selbst die "Antibabypille" und andere Möglichkeiten des sexuellen Lustgewinns ohne Kopulation nutzt er nicht. Die Lusterwartung vernebelt sein Hirn. Die Selbsterhaltung der Art kann also kein Motiv für die Überproduktion von Nachwuchs sein, sondern die sexuelle Lust ist das Motiv, ein inneres Erleben, kein äußeres Ziel. Das war das erste. Nun zur zweiten unbewussten Bewertung unserer sogenannten "Wissenschaftler". Der zweite Irrtum: Weshalb sollte die Art irgendein Interesse an ihrer Erhaltung haben? Kann die Art etwa denken und ihren Individuen ein Lustgefühl beim Sex implantieren, damit die sich übervermehren? Nehmen die Wissenschaftler einen derartigen Unfug an? – Offensichtlich!
Aber diese Fachidioten merken das nicht einmal. Hauptsache sie verdienen Geld mit ihrem Unsinn. Die Wahrheit ist ihnen egal. Schnurzpiepegal! Die Wissenschaftler sind nämlich diejenigen, die überleben wollen. Sie projizieren ihren persönlichen Überlebenswunsch auf die Individuen und auf die Art und verdrängen ihren Wunsch nach sexueller Lust und unterstellen dann der Natur, dass die Art ein Interesse am Überleben habe. Das ist reine Abwehr ihres Sexualtriebs und ihres persönlichen Wunsches, ewig zu leben – diese Wünsche bestimmen ihr Verhalten. Und wenn sie schon nicht ewig leben können, dann wollen sie wenigstens möglichst viel verdienen, um sich in der Kürze der Zeit ein angenehmes und möglichst glückliches Leben erlauben zu können. Die Maximierung von Lust- und Glückserleben ist die Ersatzbefriedigung dafür, nicht ewig leben zu können. Und dafür betreiben sie Wissenschaft zur Verdummung der Menschheit.
2. Das Informationsausbreitungsgesetz
Nun werde ich einmal den Grund nennen, warum lebende Systeme sich ständig übervermehren. Der Grund liegt darin, dass lebende Systeme Träger von Information sind und Information sich ständig weiter ausbreitet und vervollkommnet. Es dehnt sich nicht nur das Universum ständig aus, sondern parallel dazu vermehrt sich Information ständig und breitet sich ständig aus. Individuen leben nur vorübergehend, auch Arten leben nur vorübergehend. Tatsächlich existiert nur Information ewig und vermehrt sich ständig.
Dies habe ich bereits in meinem 2001 veröffentlichtem Datenausbreitungsgesetz (siehe unten) abgeleitet und begründet.
Die Praxis widerlegt den Unsinn, dass Individuen oder Arten sich angeblich selbst erhalten wollen, oder es müsste gleichzeitig eine Regel eingebaut werden, die Individuen und Arten als unfähig erklärt, ihr Ziel zu erreichen. Tatsächlich wollen weder Individuen etwas, noch Arten wollen etwas, sondern die Daten wollen etwas. Meine These, dass Daten bzw. Information einen "Willen" haben, ist nicht unsinniger oder metaphysischer als die praktisch widerlegte Behauptung der Wissenschaft vom Überlebenswillen der Individuen oder Arten. Der Unterschied ist lediglich der, dass meine Behauptung durch die Praxis bewiesen wird - also vor nunmehr 11 Jahren eine These war, die durch das Verhalten lebender Systeme seit ihrer Entstehung verifiziert wird. Denn in der bisherigen Lebenspraxis hat kein Individuum überlebt und keine Art – auch die derzeit lebenden Arten werden irgendwann aussterben -, aber Information hat bisher immer überlebt und sich darüber hinaus vermehrt.
In einem Universum, in dem die Entropie dieses geschlossenen Systems ständig zunimmt, gibt es offene Systeme, die durch ihre Zusammenarbeit eine ständige Entropieabnahme oder besser: eine ständige Zunahme von Extropie (Antientropie) erzeugen.
Diese These wirft auch ein anderes Licht auf die Überproduktion von Nachkommen. Es handelt sich überhaupt nicht um eine Überproduktion. Diese Sichtweise ist wieder hineininterpretiert in die Vermehrung von Information. Objektiv handelt es sich einfach um eine ständige Vermehrung von Information mit Erzeugung mehr oder weniger leichter Abwandlungen, die im Rahmen dessen, was als "Evolution" bezeichnet wird, zu einer Komplexitätszunahme führt. Der weitaus größte Teil dieser angeblich übervermehrten Individuen, die ich als selbstkopierende Datenträger genetisch gespeicherter Information bezeichne, dient nämlich als Nahrung für fremdartige lebende Systeme, ist Futter für lebende Systeme anderer Arten. Es ist keine sinnlos produzierte Vermehrung gleicher Information, sondern Informationsfutter, die es anderen Arten lebender Systeme erleichtert, komplexere Information aufzubauen, also Energie zu sparen.
Durch die Wechselwirkungen zwischen lebenden Systemen und die Wechselwirkung zwischen nichtlebenden und lebenden Systemen wird der Informationsgehalt der lebenden Systeme ständig vermehrt. Diese Vermehrung von Information steigt nicht nur linear, sondern exponentiell. Man kann daher von einer Explosion der Informationszunahme sprechen, die sich parallel zur Entropiezunahme des Universums abspielt.
Insgesamt überlebt weder ein Individuum, noch eine Art, sondern nur Information überlebt und wird durch den Prozess der Evolution und der Zivilisation insgesamt ständig weiter vervollkommnet.
3. Definition und Speicherung von Information
Unter "Information" verstehe ich etwas Inhaltliches, eine Qualität, nicht eine Datenmenge, wie die sogenannte "Informationstheorie". Die wissenschaftlich anerkannte Informationstheorie misst lediglich Datenmengen – es besteht jedoch keine Korrelation zwischen der Menge von Daten und dem Inhalt der Information, die übertragen wird. Information ist nachmeiner Definition, die sich an Gregory Bateson anlehnt, ein Maß für einen Unterschied. Je größer eine materielle Differenz zwischen zwei Objekten ist, desto mehr Information kann diese Differenz enthalten. Information benötigt stets einen materiellen Datenträger zu ihrer Speicherung und zu ihrer Übertragung zwischen Objekten. Die Information steckt jedoch nicht im materiellen Datenträger selbst, sondern in der Differenz zu seiner Umgebung und in seiner Differenz zu anderen materiellen Datenträgern und in der räumlichen Entfernung zu einem anderen Datenträger und in der zeitlichen Differenz, also der Veränderung des materiellen Datenträgers im Lauf der Zeit. Diesen Differenzen kann eine Bedeutung zugeordnet werden. Unter Information verstehe ich die Bedeutung der Information für einen Empfänger. Wird Information in diesem Sinn von einem Objekt auf ein anderes übertragen, ergibt sich daraus zunächst die Wiederholung des Gesagten, dass nämlich Information im Unterschied liegt. Es müssen also 2 Objekte vorhanden sein, damit Information über den Unterschied entstehen kann und übertragen werden kann. Bedeutung entsteht nun durch Kommunikation, nämlich indem sich beide Objekte auf die Bedeutung eines Informationsträgers einigen und sich ein Objekt als Sender und ein anderes Objekt als Empfänger betätigt.
4. Die Entwicklungssprünge der Informationsspeicherung
Die Informationsspeicherung, Informationsübertragung und Informationsausbreitung erfolgt nicht linear, aus nicht – wie oben kurz erwähnt – rein exponentiell, sondern in Sprüngen. Irgendwann kommt es immer wieder zu einer sprunghaften Veränderung der Datenspeicherung und der Nutzung anderer Datenträger. Meine persönliche Beschäftigung mit diesem Thema beginnt bei den Lebenden Systemen.
Das kleinste Lebende System ist die Zelle. Es gibt sehr eng begrenzte Anzahl von Zellen, die sich durch ihre Energiegewinnung interscheiden, praktisch sind auf dem System Erde nur die pflanzlichen und die tierischen Zellen von Bedeutung, also nur 2 Arten von Zellen, deren Energiegewinnung sich ergänzt. Sonnenenergie wird von der Pflanzenzelle in Form von Glucose und anderen Kohlenwasserstoffen gespeichert, wobei als Abfall Sauerstoff entsteht. Der Sauerstoff wird dann von der tierische Zelle zur Verbrennung der Glucose genutzt, die gewonnene Energie wird dann im Adenosintriphosphat gespeichert. Die sogenannte "Evolution" ändert hieran nichts, sondern verändert lediglich die Form und die Fähigkeiten (Eigenschaften) der Vielzeller.
4.1. Die genetische Informationsspeicherung
Information wird in beiden Arten der Einzeller jeweils im Kern in Form eines genetischen Codes gespeichert und durch Bildung von Tochterzellen vermehrt. Der erste biologische Informationsspeicher ist das Chromosom. Der Rest der Zelle dient der vorübergehende Erhaltung und der Verbreitung dieser Information. Die Verbreitung der Information erfolgt durch Teilung der Zelle. Die Tochterzellen teilen sich erneut usw. usw., so dass Information exponentiell vermehrt. Damit ist jedoch kein inhaltlicher Informationsgewinn verbunden. Es handelt sich lediglich um die Anlage von Kopien immer der identischen Information. Es wird lediglich die Anzahl der Datenträger exponentiell vermehrt, also die Quantität (die Menge), nicht aber der Informationsgehalt, der Inhalt, die Bedeutung der Information. Es findet in diesem Stadium der Informationsverbreitung noch keine Kommunikation zwischen den Datenträgern statt. Lediglich innerhalb des Datenträgers "Zelle" als kleinstes Lebendes System findet eine Kommunikation statt. Der Datenträger im Zellkern, das Chromosom bzw. seine kleinsten Einheiten, die sogenannten "Gene" (DNS-Teile), kommunizieren mit dem Zellplasma, bzw. mit den dort befindlichen Strukturen. Jeweils ein Triplett von Nucleinsäuren – deren es nur 4 gibt - fungiert hier als eine Informationseinheit, ein Negativabdruck dieser biologischen Informationseinheit wird erstellt und dieser Datenträger transportiert die Information aus dem Kern hinaus ins Zellplasma, wo daraus ein Eiweiß, eine Aminosäuresequenz erstellt wird. Einzelheiten der Transfer-RNS und Messenger-RNS können biologischen Lehrbüchern entnommen werden. Mir geht es um die Bedeutungen, die hier übertragen werden, um die inhaltliche Information. Diese Information wird lediglich in eine Richtung, nämlich vom Zellkern in das Zellplasma übertragen und ist somit inhaltlich ein Befehl, eine Verhaltensanweisung. Es handelt sich um keine "Kommunikation" auf gleicher Ebene im Sinn von Watzlawick, sondern um eine Beziehung zwischen Befehlsgeber und Befehlsempfänger, ich bezeichne dies allgemein als Dominator-Effektor-Beziehung. Aber auch hier muss der Befehl verstanden werden, also eine Einigung über die Bedeutung des Befehls stattgefunden haben zwischen Sender (DNS-Faden) und Empfänger (Zellplasma mit Aminosäuren).
In diesem Stadium der Informationsausbreitung ist die Entwicklung, also die Veränderung von Information, lediglich durch Zufall oder durch Kopierfehler möglich, was als "Mutation" bezeichnet wird. Diese kleinsten Lebenseinheiten, die Zellen, verbreiten Information lediglich durch ständiges Anlegen immer weiterer Kopien ihrer in der DNS gespeicherten Information. Der Informationsinhalt, der hier gespeichert wird, betrifft die Konstruktion von Eiweißen und damit den Aufbau der Zelle, also zusammengefasst die Aktivitäten der Zelle, die zu ihrer Selbsterhaltung erforderlich sind. Damit jedoch ist bereits der wesentliche Sprung im Verhalten von Materie im Universum verbunden. Während Nichtlebende Materie ungezielt Kräfte ausübt, die auf andere nichtlebende Systeme der Umgebung wirken, wie Gravitationskraft und elektrische Kraft, ermöglicht die Speicherung von Information den neu entstandenen Lebenden System, gezielt zu handeln. Das Lebende System widersetzt sich von außen einwirkenden Kräften, die es verändern würden und bleibt so wie es ist. Ziel des Handelns dieses Lebenden Systems ist die Aufrechterhaltung seines inneren Milieus. Dazu transportiert es aktiv Materie aus seiner Umwelt ins Systeminnere und entfernt unbrauchbar gewordene Materie in die Umgebung. Es stellt einen mindestens ausgeglichenen Energieaustausch mit seiner Umgebung her. Das Lebende System "Einzeller" verbraucht ständig Energie und gewinnt ständig Energie (s.o.), es hat einen ausgeglichenen Energiehaushalt, der Voraussetzung für seine Existenz ist. Während die kleinsten Nichtlebende Systeme, die Atome, auf Dauer langsam oder weniger langsam zerfallen und dabei Energie in Form von Strahlung abgeben, selbst wenn sie sich vorübergehend zu Systemen höherer Ordnung, wie Molekülen, zusammenfinden, kompensieren lebende Systeme ihren Energieverlust durch ständigen Energiegewinn und nutzen ihren Energieüberschuss zum Anlegen von Kopien von sich selbst. Wie gesagt, bleibt hierbei der Bedeutungsgehalt der gespeicherten Information konstant.
4.2. Die intrazerebrale Informationsspeicherung
Im nächsten Entwicklungssprung, dem zum Vielzeller und der Evolution der Vielzeller, tritt nun bei den tierischen Vielzellern, zu denen ja auch der Mensch gehört, eine wesentliche Änderung der Informationsbedeutung und ihrer Speicherung ein.
In den tierischen Vielzellern entwickelt sich ein spezielles Organ, das Information speichert, das Gehirn. Die nun entstandenen und sich in einer sogenannten "Evolution" entwickelnden Vielzeller müssen zunächst das Problem lösen, innerhalb ihres Systems Information zwischen den lebenden Einheiten, den Zellen, auszutauschen. Das geschieht durch materielle Datenträger, die "Hormone" genannt werden und mittels flüssiger Transportmittel. Beim Menschen wird dieses Transportmittel "Blut" und "Lymphe" genannt. Ein Zentralorgan, das Herz, pumpt das Blut über einen Kreislauf zu jeder Zelle, wo nun nicht nur der erforderliche Stoffaustausch zur Erhaltung des Zellstoffwechsels erfolgt, sondern auch der Austausch von Informationsträgern. Will oder muss eine Zelle (als Sender) eine Botschaft an eine andere Zelle (als Empfänger) senden, so wird diese Botschaft als chemischer Code, in Form einer Hormonabgabe (meist ein Eiweiß) gesendet. Der Empfänger muss über ein "Schloss" in seiner Zellwand verfügen, in das der materielle Träger der Botschaft genau hineinpasst, dann kann er die Botschaft verstehen. Für alle anderen Zellen dieses lebenden Systems hat der Datenträger keinerlei Bedeutung. Eine Senderzelle erzeugt also materielle Botschaftsträger, deren dreidimensionale Struktur sich mit der Negativstruktur in der Wand der Empfängerzeller ergänzt. Hierdurch wird in der Empfängerzelle der Botschaft gezielt eine Aktivität ausgelöst. Diese Aktivität verändert ihrerseits wieder das Milieu des Transportmediums, des Blutes. Damit erhält die Senderzelle die Information, dass der Empfänger in der gewollten Weise reagiert hat und beendet seine Sendung. Es handelt sich also um Regelkreise mit negativer Rückkopplung, über die mittels des Transportmediums Blut Botschaften von einer sendenden Zelle (als Dominator) zu einer Empfängerzeller (als Effektor) geschickt werden und der Erfolg vom Sender registriert wird und die Sendung damit beendet. Auf diese Weise reguliert das vielzellige Lebende System, auch der Mensch, die Funktion seiner Organe. Zusätzlich jedoch bilden tierische Lebende Systeme ein nervales Informationsnetz aus. Diese Nervenzellen verbinden die Organe des Systems mit einem Zentralorgan, dem Gehirn, das somit über die mit Sensoren ausgestatteten Nervenendigungen (den Rezeptoren) innerhalb des lebenden Körpers Informationen über den Zustand des Körperinneren erhält und regulierend eingreifen kann. Dieser Input aus dem Körperinneren wird über die eben beschriebenen sensorischen (oder affektorischen) Nervenzellen gewährleistet, die motorischen (oder effektorischen) Nervenzellen übermitteln dann die notwendigen Informationen über erforderliche Muskelkontraktionen an die ausführenden Organe, die Muskulatur bzw. die einzelnen Muskelfasern. Dieses nervale Informationsnetz ist eine Besonderheit der tierischen Organismen. Das Zentralorgan dieses Informationsnetzes ist das Gehirn. Tierische Lebende Systeme, die über Muskelgewebe verfügen und damit schnelle gezielte Bewegungen ausführen können, haben also ein zusätzliches Transportmittel, die Nervenzellen entwickelt und ein Zentralorgan zur Verarbeitung und Speicherung der Informationen, das Gehirn. Dieses Gehirn stellt eine sprunghafte Neuerung in der Entwicklung von Datenspeicherung dar. Der erste biologische Datenspeicher ist also ergänzt worden um diesen neuen zweiten Datenspeicher, das individuelle Gehirn. Während es sich bei dem ersten Datenspeicher, dem Chromosom, um einen kollektiven Datenspeicher handelt, der in jedem Lebenden System der Ordnungshöhe "Zelle" prinzipiell identisch ist und nur durch Kopierfehler (Mutationen) veränderbar ist, handelt es sich nunmehr um einen individuellen Datenspeicher. Über Außenrezeptoren, sogenannte "Sinnesorgane", kann dieser neue Informationsspeicher auch Daten aus der Umgebung des Lebenden Systems empfangen und diese mit den Daten aus dem Systeminneren verknüpfen. Damit kann das lebende System nun bedeutend schneller auf Änderungen der Umgebung reagieren und sich mittels seines Muskelgewebes auch gezielter aktiv bewegen. Diese Bewegungen werden allgemein als "Verhalten" bezeichnet. Der neue (zweite) biologische Datenspeicher erlaubt die Speicherung von Situationen, in den sein Verhalten erfolgreich war, also zum gewünschten Ergebnis geführt hat. Es kann die aktuelle Situation mit vergangenen Situationen vergleichen und verbessert somit die Überlebenswahrscheinlichkeit. Diese Verbesserung der Überlebenswahrscheinlichkeit des Individuums ist auch das "Kriterium", nach dem die Evolution selektiert. Neuentwicklungen, die die Überlebenswahrscheinlichkeit verringern, werden eliminiert und Fähigkeiten, die die Überlebenswahrscheinlichkeit verbessern, werden "selektiert" (nach dem Sprachgebrauch der Evolutionstheorie). Auf diese Weise überleben aus dem Kollektiv von Nachfahren eines Elternpaares bei zweigeschlechtlicher Vermehrungsweise immer diejenigen Exemplare, deren Fähigkeiten sie für die Widrigkeiten der Umgebung besser wappnen. Die anderen finden als Futter für andere Lebende Systeme Verwendung oder gehen in den toten Zustand über, wo sie ebenfalls als Nahrungsmittel - für sogenannte "Destruenten" – dienen. Auf diese Weise können die einmal konstruierten komplexen Moleküle, die von Lebenden Systemen zum Aufbau ihrer Strukturen benötigt werden, immer wieder Verwendung finden, bevor sie vollständig zerfallen. Dadurch arbeiten Lebende Systeme der Entropie entgegen. Dies kann als Charakteristikum Lebender Systeme bezeichnet werden. Lebende Systeme verhalten sich extropisch. "Leben" an sich ist Steigerung der Extropie oder eben Verringerung der Entropie. Leben als solches wirkt extropisch – oder antientropisch, wie derartiges Verhalten auch bisweilen in der Literatur genannt wird.
4.3. Die körperexterne Informationsspeicherung
Die dritte Art der Informationsspeicherung ist nun eine Erfindung des Systems Mensch. Schon im Tierreich kann Kommunikation, also Informationsaustausch, zwischen verschiedenen Lebenden Systemen der Ordnungshöhe Individuum mittels akustischer Signale stattfinden. Hierbei moduliert das Individuum die es umgebende Luft und benutzt diese als Transportmittel für Information von einem Individuum zum anderen. Vögel kommunizieren beispielsweise auf diese Weise bei der Partnersuche oder der Brutpflege. Das Informationstransportmedium Luft hat jedoch den Nachteil, dass seine Modulation räumlich und zeitlich nicht sehr weit reichend ist. Auch hier liegt übrigens die Bedeutung der Botschaft nicht im materiellen Transportmittel selbst, sondern in der Differenz zu seinem vorherigen Zustand. Und auch hier muss eine Einigung zwischen Sender und Empfänger darüber herbeigeführt worden sein, welche Änderung des Transportmediums welcher Botschaft entspricht. Beim Menschen nennt man es allgemein "Sprache", wenn die Änderung der Schallphänomene mit bestimmten Bedeutungen verbunden wird, über die innerhalb eines Kollektivs Einigung erzielt worden ist. Diese Sprache verbindet die Gruppe zu einem Kollektiv, das nun mittels dieser kommunizierbaren Botschaften in die Lage versetzt wird, als Einheit nach außen hin zu handeln und Aufgaben nach innen hin zu verteilen. Wie das Lebende System Individuum Aufgaben in Richtung Körperinneres verteilen kann, die von sogenannten "Organen" ausgeführt werden, entsteht nunmehr ein neuer Organismus, ein Lebendes System höherer Ordnung, eine menschliche Gesellschaft, die Informationen über das Transportmedium Luft austauscht. Das Sinnesorgan Ohr registriert Schallwellen, die letztlich vom Hirn in Töne und Sprachlaute übersetzt wird und mittels seines Sprechorgans, das aus Mund, Zunge, Kehlkopf und Stimmbändern besteht, kann das Individuum den gleichen Laut erzeugen, den es vernommen hat. Somit kann Einigung über die Bedeutung von Sprachlauten erzielt werden, kann also Kommunikation im engeren Wortsinn hergestellt werden als wechselseitiger Datenaustausch, können Sprachlaute zum Informationsaustausch verwendet werden. Im Prinzip ist dies jedoch bereits im Tierreich der Fall und ist somit nicht menschenspezifisch. Menschenspezifisch hingegen ist der nun folgende Schritt der Umcodierung der Sprachlaute in optische Zeichen, also Schrift.
Die Schriftsprache, die körperexterne Speicherung von Bedeutungen mittels optischer Zeichen ist unabhängig von der Lebensdauer der Individuen und gestattet somit einen Transport von Bedeutung, also Wissen, in die Zukunft – ähnlich wie die genetische Speicherung von Wissen. Die menschenspezifische Datenspeichrung mittels optischer Zeichen außerhalb des lebenden Körpers hat darüber hinaus den Vorteil, dass die gespeicherten Bedeutungen, das Wissen, nicht nur an die nachfolgenden persönlichen Nachfahren, die Kinder, weitergegeben werden kann, sondern praktisch ohne wesentliche Zeitverzögerung an alle anderen Menschen weltweit verteilt werden kann. Zur Verbreitung des Wissens ist somit keine aufwändige Zellteilung oder die – ebenfalls sehr energieaufwändige – Zeugung und Aufzucht von Kindern erforderlich. Informationsverbreitung findet nunmehr wesentlich schneller und energiesparender statt. Durch das Internet ist dieser Informationsaustausch und die Verbreitung von Information noch schneller geworden.
Rudi Zimmerman
Die Datentransformation. Das Individuum als selbstkopierender Datenträger und das Zeitalter des Systems Mensch. Verlag: Books on Demand GmbH. 2001, ISBN-13: 9783831119028 ISBN-10: 3831119023
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